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Bericht in den Mittelschwäbischen Nachrichten vom 20.01.2018

Schwimmen Im Hallenbad Krumbach läuft ein Kurs, bei dem Erwachsene das Schwimmen lernen sollen. Sieben Teilnehmer kämpfen sich mit Schwimmnudeln und Wassertraining an der Seite der Schwimmlehrer Georg „Schorre“ Brugner und Hagen Rittirsch zum Seepferdchen

Von Anna Schmid

Krumbach Am Automaten vor dem Drehkreuz, durch das es ins Krumbacher Hallenbad geht, trifft sich am Samstagabend eine kleine Gruppe Menschen. Drei Frauen haben sich auf eine Bank gesetzt und reden miteinander, drei Männer stehen ein kleines Stück weiter hinten und schauen hin und wieder auf die Uhr. Sie alle warten auf ihren Schwimmlehrer – Georg Brugner von der Wasserwacht Krumbach.

Pünktlich um 18.45 Uhr hat das Warten ein Ende. Eine Tür am Eingang öffnet sich und Brugner, der sich als „Schorre“ vorstellt, tritt nach draußen. Er versammelt die kleine Gruppe aus Männern und Frauen um sich und erklärt: „Ich bin für die nächsten Wochen euer Lehrer. Herzlich willkommen zum Erwachsenenschwimmkurs.“

Denn heute beginnt ein zehnwöchiger Lehrgang, an dessen Ende die Teilnehmer, alle erwachsen und Nichtschwimmer, mindestens eine Bahn im Tiefen schwimmen können sollen.

Viele haben schlechte Erfahrungen mit Wasser gemacht

Brugner trägt eine Liste bei sich und kontrolliert zunächst, ob auch alle da sind. Wie sich herausstellt, fehlt einer der insgesamt sieben Teilnehmer. Es ist nicht sicher, ob er noch nachkommt, aber es bleibt keine Zeit, um noch länger auszuharren. Also weist Brugner, der kurze graue Haare und einen stoppeligen Bart trägt, die Gruppe an, sich umzuziehen, zu duschen und sich in der Schwimmhalle wieder zu treffen. Dort angekommen geht es direkt los. Brugner, der inzwischen in eine orangefarbene Badehose geschlüpft ist, geht mit den Teilnehmern ins Nichtschwimmerbecken. Sie sollen sich an den Händen fassen und einen Kreis bilden.

Anschließend dreht sich die Gruppe im Wasser erst in die eine, dann in die andere Richtung. Hagen Rittirsch von der Wasserwacht, der den Kurs heute außerhalb des Wassers begleitet, spricht von „Wassergewöhnung“. „Viele Erwachsene, die noch nicht schwimmen können, haben schlechte Erfahrungen mit dem Wasser gemacht“, sagt er. Sie wurden zum Beispiel untergetaucht oder ins Becken geworfen und haben einen Schock davongetragen, der nun ganz langsam überwunden werden muss.

Brugner geht dabei sensibel und vorsichtig vor. Bei einer Übung müssen die Teilnehmer ihren Kopf unter Wasser tauchen, bei einer anderen versuchen, sich einen kurzen Moment auf den Beckenboden zu setzen. „Schorre“ ermutigt jeden Einzelnen dazu, sich zu trauen, wiederholt oft den Satz: „Es kann nichts passieren.“

Rittirsch, der auf einer Bank am Beckenrand sitzt, beugt sich nach vorne und erklärt: „Bei Erwachsenen ist so ein Schwimmkurs schwieriger als bei Kindern. Je älter sie sind, desto schwerer lernen sie, und oft haben sie auch mehr Angst als Kinder.“ Dass sich die Teilnehmer trotzdem entschlossen haben, als Erwachsene noch schwimmen zu lernen, findet er mutig und bewundernswert. „Es ist nichts Schlimmes, wenn man nicht schwimmen kann. Gut ist, wenn man die Motivation hat, es trotzdem noch lernen zu wollen, auch wenn man kein Kind mehr ist und es ein Stigma in der Gesellschaft gibt“, sagt er. Im Wasser gibt es mittlerweile einen Nichtschwimmer mehr. Der Nachzügler vom Anfang ist doch noch gekommen und hat sich der Gruppe angeschlossen.

Nach einigen Übungen, in die auch Schwimmnudeln involviert werden, um im Liegen die Bewegungen der Arme und Beine beim Brustschwimmen zu lernen, macht der Bademeister um 20 Uhr das Licht im Schwimmbecken aus. „Das bedeutet, dass wir das Wasser räumen müssen“, lacht Rittirsch. Endziel des zehnwöchigen Kurses ist es, mindestens eine Bahn im tiefen Wasser schwimmen zu können. Brugner steigt zufrieden aus dem Wasser.

Auf die Frage, warum sich die Teilnehmer bei so vielen Übungen an den Händen halten sollen, sagt er: „Das stärkt das soziale Verhalten und gibt Sicherheit, und das ist gerade bei so einem Kurs sehr wichtig.“

Die Schwimmnudeln liegen mittlerweile am Beckenrand. Es sieht aus als würden sie darauf warten, dass nächste Woche weiter mit ihnen geübt wird.

Ein mutiger Teilnehmer (links) am Ende des Schwimmunterrichtes neben Georg Brugner und Hagen Rittirsch (rechts). Ziel ist es, eine Bahn zu schaffen. Foto: Anna Schmid